· 

Tag 19 - Vegane Küche auf dem Todesstern

07:58 Uhr
Ostermontag. 

Der Montag gehört ja traditionell nicht unbedingt zu den beliebtesten Tagen. Der Ostermontag hingegen ist deutlich beliebter. Vor allem in christlich geprägten Ländern. In Deutschland sowie auch Neuseeland, ist dies nämlich ein Feiertag. Das bedeutet wir haben frei.

Auf einem Montag. Nachdem auch der Karfreitag bereits ein nationaler Feiertag war, kann dies nur eins bedeuten. Langes Wochenende. Das war großartig. Im Gegensatz zu den letzten Tagen, heißt es heute also zu Hause bleiben, gutes Essen, Zeit für die Familie....

 

Hmm...jetzt wo ich darüber so nachdenke. Es gibt keinen Unterschied zu den letzten Tagen. Wir befinden uns ja immer noch in
Selbstisolation. Wenn es tagsüber dafür nicht zu warm wäre, verbringt man ja sowieso den ganzen Tag in Jogginghose auf der Couch. Oder im Garten. Auch das lange Wochenende hat Corona uns also genommen. Schade eigentlich. Ich mochte lange Wochenenden immer, ausschlafen und den ganzen Tag unproduktiv dahinvegetieren. Wir sind dennoch um 07:58 Uhr auferstanden. Ich meine aufgestanden.
Der Nachwuchs macht da schließlich keinen Unterschied und hält sich strikt an seinen Zeitplan.  

 

 

11:29 Uhr

Wir leben doch wirklich in einer komischen Zeit. Ich meine, wie oft zuvor musste ein Papst Ostern absagen?
Kleiner Tipp: In etwa so oft wie Bayer 04 Leverkusen die Meisterschaft gewann. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen.

Der Karfreitag, war ja sozusagen noch geduldet dieses Jahr. Ist ja quasi auch das Non-plus-ultra des Social-distancing. Man bleibt allein zu Hause, hält eine Höhlenlänge Abstand, trifft sich mit niemanden und das sogar ein ganzes Wochenende lang. Selbst bei der Kreuzigung wird eine Armlänge Abstand gehalten. In beide Richtungen. Vorbildlich. Und das bereits vor über zweitausend Jahren. Die Folgetermine hingegen werden abgesagt. Keine Ostermessen am Sonntag oder Montag. Da in Italien zurzeit alle Großveranstaltungen abgesagt sind, muss sich auch der Vertreter Gottes auf Erden daran halten. Die Wiederauferstehung ist also bis auf weiteres ausgesetzt und wird auf unbestimmte Dauer vertagt. Das stimmt natürlich nur halb, denn die Messen wurden trotzdem gehalten, allerdings im Live Stream. Wer hätte gedacht, dass der Vatikan über solch schnelles WLAN verfügt?

Damit hat jetzt wirklich keiner gerechnet. 

 

Aber natürlich sind die Kirchen nicht die einzigen, die sich der neuen Situation anpassen müssen. So gut wie jeder ist zur Zeit von Corona in irgendeiner Weise betroffen. Seien es die veränderten Gewohnheiten, wie dem sehr beliebten Online Shopping, das Essen geliefert bekommen oder auch die tägliche Fahrt zur Arbeit. Es ist schon faszinierend, wie rasch sich das alles geändert hat. Plötzlich gibt es kaum noch Flugverkehr. Die Straßen sind leer. Viele arbeiten von zu Hause. Vor ein paar Monaten wäre all dies undenkbar gewesen.
Ein: "Chef, ich möchte von zu Hause arbeiten.", wurde eher mit einem schiefen Blick abgetan. Die Videokonferenzen boomen. Jeder streamt heute Tutorials, gibt Kurse oder unterrichtet von zu Hause. Das Internet ist das Medium der Stunde. 

 

 

14:12 Uhr

Entgegen jedweder Vernunft, planen wir dennoch einige Projekte für die Zukunft. Nein, den Bau des Todessterns habe ich aufgegeben.
Der Kosten - Nutzen Faktor war einfach nicht tragbar. Da baut man Jahre, wenn nicht Jahrzehnte an diesem mondförmigen Sternenzerstörer und dann kommt irgend so ein dahergelaufener Wüstenpenner und bombt ihn innerhalb von vier Minuten kaputt. Das würde mich nur zu stark aufregen, dachte ich und denke an etwas praktischeres. Einen Kompost im eigenen Garten. Das spart Müll und schützt die Umwelt. Zudem ist die Wahrscheinlichkeit, das jemand diesen weg bombt, deutlich geringer. Es geht also raus in den Garten und wir fangen an, den hinteren Teil etwas umzugraben. Nach ein paar Stunden legen wir die Werkzeuge beiseite. Morgen ist schließlich auch noch ein Tag. Der Kompost würde sich übrigens auch in der Zombieapokalypse gut machen, wie ich finde, denn irgendwo müssen die zahlreichen Untoten ja hin, die sich irgendwann vor der Mauer stapeln.
(Anmerkung des Bundesgartenverbandes: Zombies, jeglicher Herkunft, gehören nicht auf den Kompost) 

 

 

18:37 Uhr 

Ein doch recht produktiver Tag neigt sich dem Ende entgegen. Wenn man sich die Nachrichten des Tages mal vor Augen führt, klingt es doch alles etwas surreal, oder? Würde jemand das Jahr 2020 verfilmen würde, wird es vermutlich eher eine Fantasy- oder Sci-Fi Komödie. 
Stellt euch mal vor, jemand schreibt ein Buch oder ein Drehbuch mit den Geschehnissen diesen Jahres. Dieser jemand wäre vermutlich als bekloppter in eine psychiatrische Anstalt eingewiesen worden. Oder man wird durch irgendeinen Zufall zurück ins Jahr 2010 befördert. Da man ja bereits weiß, wie es weitergeht, geht man an die Presse oder in die sozialen Netzwerke. Dann prophezeien sie die Zukunft vor der ganzen Welt. Trump wird Präsident der vereinigten Staaten von Amerika. Die Benzinpreise sind niedrig wie lange nicht mehr, doch niemand fährt tanken. Die Briten treten aus der EU aus. Kinder treten für die Umwelt ein und demonstrieren. Der Flugverkehr wird weltweit fast komplett eingestellt. Der Volkswagen Konzern fälscht Umweltwerte seiner Fahrzeuge für eine bessere Umweltbilanz. Es erscheint kein Star Wars Film im Kino. Die ganze Welt leidet unter einer globalen Pandemie. 

Wie hoch wäre die Wahrscheinlichkeit das ihnen auch nur eine einzige Person Glauben schenkt? Wenn sie Glück haben tut es ihr Pfleger.
Oder zumindest der Zimmernachbar, der mit seinem Aluminium Hut in der Ecke sitzt und ihnen erzählt, wieso die Außerirdischen die Pyramiden gebaut haben. 

 

Die Welt ist schon komisch. Aber das nicht erst seit heute. Man sagt ja gerne mal, früher war alles besser. Das kann ich nicht bestätigen. 
Sie war schon immer komisch, nur kommt es auch immer auf die Sichtweise an. Der Mensch sucht sich ein Feindbild, das ihm gerade passt. Die Kirche hat den ungläubigen Ketzer, die politisch Rechten haben die Ausländer, andere wiederum die Globalisierung, den Sozialismus oder die Konsumgesellschaft. Und wir alle haben die Franzosen, nur der Vollständigkeit halber. 

 

Vielleicht muss man einfach mal alles etwas lockerer nehmen. Nicht immer so engstirnig. Leben und leben lassen.
Kann man nicht sein Fleisch essen, ohne von einem Veganer schräg angesehen zu werden? Warum werden Restaurants gezwungen eine vegane Alternative anzubieten, rein vegane Restaurants müssen aber keine fleischhaltige Alternative anbieten?
Eine Runde im klassischen Oldtimer drehen, ohne an die Umwelt zu denken und die Fahrt genießen?

Am Nachmittag unter der Woche genüsslich ein Bier trinken, wenn man Urlaub hat?
Kann man nicht einfach jeden so leben lassen, wie er es für richtig hält? 

Die Familie meiner Frau zum Beispiel ist sehr religiös veranlagt. Dementsprechend auch meine Frau. Ich hingegen, kann mit Religion nicht viel anfangen. Hat mir nie etwas gebracht. Aber wem es dadurch besser geht, warum nicht? Ich komme damit klar, solange man mich nicht versucht davon zu überzeugen. Oder besser, man kann gerne darüber diskutieren, aber verurteile mich nicht wenn ich anderer Meinung bin. Wir sind trotzdem, man mag es kaum glauben, seit Jahren verheiratet. Weil wir einander akzeptieren wie wir sind und uns nicht gegenseitig zwingen, sich zu verändern.

Etwas mehr Akzeptanz an den Tag zu legen, kostet nicht viel. Bringt aber eine Menge. 

Fangen wir doch gleich mal mit einem kleinen Versuch damit an. Ihr müsst jetzt akzeptieren, dass der Artikel zu Ende ist. 

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 2
  • #1

    Sabine (Dienstag, 14 April 2020 04:24)

    Akzeptiert, dann kann ich mich auf morgen freuen (Zwinkersmiley) Ich habe gestern erst zu Kalle gesagt das Ostern total an uns vorbeigegangen ist, sonst habe ich mich immer gefreut wenn wir mal mehr als einen Tag am Wochenende frei hatten und diesmal haben wir es gar nicht richtig bemerkt....aber alles wird gut und wir holen alles nach.....smile....liebe Grüße ans andere Ende der Welt, welches gar nicht mehr so weit weg erscheint ;)

  • #2

    Miri (Dienstag, 14 April 2020 10:53)

    Oh ja, Akzeptanz.... wie lage man darüber doch diskutieren könnte... Dann lieber eine Diskussion darüber warum Zombies nicht auf den Kompost dürfen. Sind doch wohl ganz klar biologisch abbaubar!