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Tag 18 - Eiersuche zwischen Bullis & Zombies

08:02 Uhr

Ostersonntag.

Wir möchten den Tag mit einem gemütlichen Frühstück beginnen. Meine Frau macht ihre beliebten Bananenpfannkuchen. Unser kleiner liebt diese und mampft sie munter in sich hinein. Er hat sichtlich Freude daran und findet die Pancakes sehr lecker. So wie wir alle.

Nach diesem tollen Auftakt, findet meine Frau ein kleines Osterei. Es ist in der großen Aloe Vera Pflanze versteckt, die auf dem Tisch steht. Sie ist etwas überrascht. Sie wusste nichts davon, das ich diese bereits vor einer Woche gekauft habe. Kinderschokolade ist hier in Neuseeland nicht allzu häufig zu finden. Somit ist sie umso glücklicher, das es davon noch mehr im Haus zu finden gibt. Sie begibt sich umgehend auf die Suche und findet eins nach dem anderen. Gerade in der jetzigen Zeit hat sich nicht damit gerechnet. Das macht die Überraschung auch für mich zu einem schönen Erlebnis. Der Osterhase, sowie die Zahnfee, sind von der Regierung als essentielle Services eingestuft worden. Damit die Kinder des Landes sich keine Sorgen machen müssen. Von Zombies, Untoten und Werwölfen hatte die Premierministerin nichts erwähnt. Somit erwarte ich über Ostern auch keine unerwarteten Angriffe und kann das Wochenende mit meiner Familie genießen. 

 

 

10:20 Uhr

Nachdem ich gestern den Anfang meines persönlichen Abenteuers beschrieben habe, möchte ich nun einen weiteren Teil davon erzählen.

2007 war für mich der Auftakt. Der erste Besuch in Neuseeland. Und die damit verbundene Sehnsucht wiederzukehren. Viele die bereits hier waren, kennen das Gefühl. Unzählige Facebook Gruppen, Vorträge und Bücher beschäftigen sich mit dem Thema.

 

Bei mir dauerte es lediglich etwas mehr als zwei Jahre bis mein nächster Flieger gebucht war. Die Bundeswehr Zeit neigte sich dem Ende entgegen und ich hatte ein paar Monate bis meine Ausbildung begann. Diese Zeit wollte ich gerne in Neuseeland verbringen. Dreieinhalb Monate sollte ich nun alleine für die Südinsel Erkundung haben. Ich entschied mich gegen einen Mietwagen oder eigenen Camper. Nur mit einem großen Rucksack, einer Kamera und einem Hut bewaffnet, begab ich mich auf die Reise. Per Anhalter durch die Galaxis sozusagen. Auf dieser Reise habe ich großartige Menschen kennengelernt und viel erlebt, was mir immer noch gut im Gedächtnis geblieben ist.

 

Ein Teil, der mir besonders gut gefallen hat, war das planen einer zweiwöchigen Rundreise über die Südinsel zusammen mit einem Freund aus Neuseeland. Dieser ist bis heute ein großer VW Bus Fan und nennt diverse Varianten sein Eigentum. Sein Fanclub, organisierte nun eine zweiwöchige Rundreise zu Ehren des 60 jährigen Jubiläums des markanten Kombis. Ich durfte nicht nur bei der Organisation unterstützen, sondern bekam auch einen Bus zur Verfügung gestellt, um an der Tour teilzunehmen. Das Interesse war groß. Um die 60, der gut erhaltenen Bullis, angereist aus dem ganzen Land, fuhren auf der Tour mit. Es war ein ständiges kommen und gehen, da man natürlich nicht mit 60 Autos Kolonne fahren kann. Vor allem hier, wo es kaum zweispurige Straßen und viele Bergpässe gibt. Die Campingplätze waren organisiert und wir trafen uns jeden Abend am nächsten Ort wieder. Die Route, die Aktivitäten und die Reisegeschwindigkeit konnte jeder selbst bestimmen. Eine tolle Gemeinschaft. Viele nutzten die Zeit und die Möglichkeit ihre Familien zu besuchen, die entlang der Route wohnten. Einige von den Teilnehmern kamen von der Nordinsel und bereisten die Südinsel das erste mal in ihrem Leben. Ironischerweise, wurde ich von einigen als Tourguide zu Rate gezogen, da ich viele Orte bereits kannte und konnte somit viele Tipps zur Umgebung und Aktivitäten geben. Der Fremdenführer vom anderen Ende der Welt.


Ein weiteres Highlight, war ein Fotoshooting in einem aktiven Steinbruch. Wir ließen die Teilnehmer in diesem in der Form eines VW Zeichens auffahren und hatten ein einzigartiges Gruppenfoto. Die Tour machte über die Landesgrenzen hinaus Schlagzeilen und wir gaben Interviews, bekamen Artikel in diversen lokalen Zeitungen, einen kurzen Bericht in den TV One News, vergleichbar mit den ARD Tagesthemen, und sogar ein Filmteam eines japanischen VW Magazins kam eingeflogen und begleitete uns zwei Tage lang.

Ein absolut einmaliges Erlebnis. Oder doch nicht? 

Dieses Jahr sollte eigentlich eine zweite Tour stattfinden. Es sind mittlerweile 10 Jahre vergangen. Und die 70 Jahre mussten ja auch gewürdigt werden. Diese Tour wurde aber aufgrund der aktuellen Situation auf nächstes Jahr verschoben. 

 

Diese dreieinhalb Monate, waren für mich ein absoluter Traum. Es war zwar kein guter Vergleich, da ich nicht arbeiten musste und das ganze eher ein ausgedehnter Urlaub war. Aber immerhin. Ich hatte mich nun gänzlich in dieses Land verliebt.

 

Dank meines Vaters und dem ersten Trip nach Neuseeland, war ich nun ebenfalls begeisterter Hobby Fotograf. Mein Vater, 2007 mit Camcorder und Fotoapparat bewaffnet, konnte natürlich schlecht beides gleichzeitig bedienen. Also schnappte ich mir die Kamera und fand Interesse daran. 2010 hatte ich dann meine eigene Kamera im Gepäck. Und kehrte mit circa 5000 Bildern nach Hause zurück.
Heute habe ich mich leicht gesteigert, habe deutlich mehr Zubehör und ein neueres Kameramodell. Jetzt komme zwar mit deutlich weniger Bildern, aber dafür einer größeren Anzahl an verwertbaren Bildern zurück. Eines meiner Bilder hat es sogar auf das Titelblatt eines Kalenders geschafft. Darauf bin ich recht stolz. Aber die meisten von euch kennen ja meine Fotografie Seite.

Wenn nicht, schicke ich euch gerne einen Link.  

 

 

19:31 Uhr

Der Nachwuchs geht heute Abend in die Badewanne. Er liebt das Wasser. Vor dem Lockdown ging es mit ihm zum wöchentlichen Babyschwimmen. Aber auch das ist zur Zeit natürlich nicht möglich. Aber die Badewanne ist auch immer wieder ein Genuss für ihn. Meine Frau spielt also mit ihm in der Wanne, während ich telefoniere. Meine Mutter ruft an und möchte die neuesten Updates hören. Die Video Telefonie macht das Kontakthalten doch deutlich einfacher, wie ich finde. Die Großeltern haben die Möglichkeit ihren Enkel zu sehen und zu hören. Ich schicke zwar regelmäßig Videos und Fotos, aber das ist einfach nochmal was anderes. Da wir seit der Geburt des kleinen nicht wieder in Deutschland waren, haben die meisten Verwandten den Zwerg noch nie in persona gesehen. Dazu zählt auch meine Mutter. Da ist es ein Segen, dass die Videoanrufe mittlerweile so gut funktionieren und zudem auch nichts kosten. Es ist natürlich nicht leicht, wenn die Familie Achtzehntausend Kilometer entfernt wohnt. Aber es war nun mal unser Traum.

Und wie sagte meine Mutter einmal. Ich bin 2010 nicht aus Neuseeland zurückgekehrt. Da hat sie recht gehabt.

 

Aber es sollten weitere Acht Jahre ins Land gehen, bis ich den Sprung wage. Mit einem ordentlichen Tritt in den Hintern, von meiner Frau. 

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Kommentare: 1
  • #1

    Sabine (Montag, 13 April 2020 05:41)

    Ja, die Videotelefonie bzw. Skype ist schon eine tolle Sache und gerade in der jetzigen Situation eine schöne Sache um mit Freunden in Verbindung zu bleiben.....habt einen schönen Tag ��