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Tag 17 - Wie Peter Jackson mein Konto leerte

02:12 Uhr

Meine Träume tragen mich zurück ins Jahr 2001. Genauer gesagt war es der Abend des 19. Dezembers 2001. Ein Abend, der mein ganzes Leben verändern sollte. Nichtsahnend von den Folgen, ging ich mit ein paar Freunden ins Kino. Wir holten die Tickets am Eingang, Popcorn und Getränke und begeben uns auf unsere Plätze. Das Kino war so voll wie lange nicht mehr. Zugegeben, es war die Premieren Nacht, aber das änderte nichts daran. Das Licht wird herunter gedimmt.  Die Trailer Show beginnt. Vereinzelt kommen mehr Besucher in den Saal. Dann geht das Saallicht aus und der Vorhang fährt in seine letzte Position. Die komplette Leinwand ist enthüllt. Das Publikum ist verstummt und wartet auf die ersten Bilder. Doch es bleibt vorerst dunkel. 

 

Die Welt ist im Wandel.

Ich spüre es im Wasser,

Ich spüre es in der Erde,

Ich rieche es in der Luft.

Vieles was einst war, ist verloren,

Weil niemand mehr lebt, der sich erinnert.

 

Flüsternd führen einen diese Worte in die Geschichte ein. Von der ersten Sekunde ist man gefangen in der magischen Welt. Ich bekam eine Gänsehaut. Nach 30 Sekunden, offenbarte sich langsam der Titel "The Lord of the Rings". Im deutschen mit "Der Herr der Ringe" untertitelt. Ich war umgehend in diese Welt eingetaucht und habe sie nie mehr verlassen. Die nächsten drei Stunden waren gefüllt mit ganz großem Kino. Traumhaft schöne ferne Länder, Abenteuer und ein ulkiges kleines Völkchen. Den Hobbits. Ich fühlte mich diesen sofort verbunden. Einem kleinwüchsigen, um den Bauch herum etwas rundlicheren Volkes, das sich dem ruhigen Leben auf dem Land gewidmet hatte, dem Pfeife rauchen und dem gemütlichen Beisammensein mit selbstgebrautem Bier. Das kam mir wie das Paradies vor. 

Die Hobbits bewohnten das Auenland, einem idyllischen, ländlichen Fleck in der Welt von Mittelerde. Leider wurde dieser friedvolle Ort bedroht und Frodo, ein junger Hobbit, musste sich auf eine gefährliche Reise begeben, um den einen Ring zu zerstören. Einem wurde sofort bewusst, was dieser wenig heldenhafte Hobbit hinter sich ließ, um seine Welt zu retten. Weiter werde ich nicht auf die Geschichte eingehen, denn ich gehe davon aus, die meisten von euch haben diese sowieso gesehen. 

 

Der Film, von dem neuseeländischen Regisseur Peter Jackson verfilmt, endete mit einem offenen Ende. Die einzige Enttäuschung des Abends. Es musste also noch weitergehen. Doch ich wollte mehr erfahren. Ich konnte diese "Geschichte" nicht vergessen. Ich recherchierte umgehend wann es weitergehen sollte. Der nächste Teil war für den 19. Dezember 2002 angesetzt. Ein ganzes Jahr warten? Das war doch menschenunwürdig. Das konnte nicht sein. Verstoße dies nicht gegen die Genfer Konventionen? Anscheinend nicht. Eine Klage vor dem Verfassungsgericht war also nicht die Lösung. 

 

Ich fand heraus, die Geschichte beruhte auf drei (eigentlich sechs plus Anhänge) Büchern. Entsprungen aus der Feder des englischen Autors J.R.R. Tolkien. Ich musste diese Bücher haben. Ich musste Wissen wie es weitergeht. Wie durch ein Wunder, schaffte es meine Mutter tatsächlich die Trilogie noch vor Weihnachten zu bekommen und ich fand sie unter dem Weihnachtsbaum. Als ich noch jünger war, las ich sehr gerne. Irgendwann jedoch, verlor ich das Interesse. Erst die Werke Tolkiens brachten mich wieder zurück in die Welt des Lesens. Und es gab noch mehr. Viel mehr. Neben den "Herr der Ringe" Büchern, gab es noch unzählige weitere Geschichten in dieser Welt. 

 

Die Welt ist im Wandel. Meine war es zumindest. Ich bekam plötzlich Interesse an vielen Dingen, die mich vorher nicht interessierten. 

Angefangen mit dem lesen von Büchern, dem hören von orchestraler Musik, wie dem Soundtrack der Filme, bis hin zur Natur. Ich befasste mich also tiefer mit dem Thema Mittelerde und Tolkien. Wer war dieser J.R.R. Tolkien? Woher kam die Inspiration? Tolkien diente im ersten sowie dem zweiten Weltkrieg. Er studierte Sprachwissenschaften und wurde Professor für englische Sprache an der Universität von Oxford und war seit jeher ein Fan von Sprachen. Deren Herkunft und Entwicklung. Tolkien entwarf über zehn verschiedene Sprachen, teilweise ausformuliert und anwendbar. Die Sprachen entstanden nicht etwa, wie man es erwarten könnte, um seinen erdachten Geschichten tiefe zu geben, sondern waren bereits entwickelt als er diese anfing. Die Geschichten, dienen also um den Sprachen eine glaubwürdige Abstammung zu geben. Das Buch Silmarillion erzählt die Entstehungsgeschichte der Welt von Mittelerde und ist etwa mit der Edda, zu vergleichen. Somit hatte Tolkien nicht nur eine eigene Fantasy Welt erschaffen, sondern einen kompletten Kontinent, mit Entstehung, Hintergründen, Völkern und deren Sprachen, sowie detaillierte Geschichten, die sie nur umso glaubwürdiger machten. Nicht umsonst gilt er als Gründer der modernen Mythologie, Fantasy und definiert bis heute das Genre. Viele sprechen von Fantasy in der nach Tolkien Zeit. Sein bekanntestes Werk "Der Herr der Ringe" ist in 38 Sprachen übersetzt worden und ist über 150 Millionen mal über die Ladentische gegangen. Er ist bis heute mit vielen seiner Werke wegweisend und war Inspiration für einen Großteil der heute beliebten Fantasy-Romane. Sein Nachbar und Freund war übrigens C.S. Lewis, der sich seines Zeichens für die "Chroniken von Narnia" Bücher auszeichnet. Auch "Das Lied von Eis und Feuer", besser bekannt als Game of Thrones, von George R. R. Martin zog seine Inspiration aus Tolkiens Werken. Der Sturz von Gandalf in den Höhlen von Moria, schockierte ihn damals so sehr, dass es ihn dazu bewog, das Hauptcharaktere nicht unbedingt unsterblich sein mussten und auch ihr Leben lassen dürfen. Wohin das führte Wissen wir. So ziemlich jeder Charakter in seinen Büchern stirbt früher oder später auf eine höchst unerwartete Art und Weise. Aber das nur am Rande. 

 

 

09:20 Uhr 

Ich sitze mit meiner Frau und dem kleinen beim Frühstück. In Neuseeland. Auch diese meine, und später unsere, Geschichte startete im Jahre 2001 mit dem Besuch des Kinos in Salzgitter, am Ende meiner Straße.

 

Es ist eine gefährliche Sache, aus deiner Tür hinaus zu gehen.

Du betrittst die Straße und wenn du nicht auf deine Füße aufpasst,

kann man nicht wissen, wohin sie dich tragen.”

J.R.R. Tolkien, Der Herr der Ringe: Die Gefährten

 

Die Geschichte zog mich also in ihren Bann. Seit jeher. Ich las die Bücher, zugegeben, es war recht anstrengend.

Ich kannte nun den ersten Film und dachte das Buch könnte mir nicht mehr darüber erzählen. Ich begann zwar mit den ersten Teil, aber ab der Hälfte sprang ich direkt in den zweiten Teil. Dort wo die Geschichte weiterging. So hoffte ich jedenfalls. Einige Zusammenhänge fehlten, aber es fiel mir deutlich leichter und ich verschlang ihn förmlich. Danach den dritten Teil. Ich war immer noch nicht zufrieden gestellt. Also fing ich von vorne an. Ich habe die Bücher mittlerweile unzählige Male gelesen. Und mit jedem mal werden sie besser. Es gibt immer noch liebevolle Details die man entdeckt. Passagen die man vergessen hat, oder Randnotizen, die die Fantasie von neuem anregen. Nicht anders ergeht es mir mit den anderen Werken Tolkien's. Erreiche ich das Ende eines der Bücher, möchte ich von vorne anfangen um die Welt nicht verlassen zu müssen. 

Es gibt unzählige verschiedene Medien, die sich der Story, der Welt oder auch einfach nur Personen angenommen haben. Hörbücher, die uns die Geschichten vorlesen, Videospiele in denen man selbst die Charaktere steuert, Brett und Kartenspiele und vieles mehr. Viele davon sind auch sehr liebevoll gestaltet, erhalten den Charakter der Bücher. In den meisten andere Brettspielen für zwei oder mehr Mitspieler, tritt man gegeneinander an. Oftmals sind hier angesiedelte Brettspiele anders. Es gibt zum Beispiel ein fantastisches Herr der Ringe Brettspiel, indem man gemeinschaftlich die Abenteuer bestehen muss und nur mit Kommunikation und Teamspiel erfolgreich den Ring zerstört. Damit der Frieden im Auenland, vor allem aber der Familienfrieden gewahrt wird.

 

Grund für die gute Qualität an Produkten rund um das Thema, ist vor allem die Tolkien Estate Gesellschaft. Diese sind für den Nachlass J.R.R. Tolkien's zuständig und sollen das Erbe dessen wahren. Bis vor einigen Jahren von Christopher Tolkien geleitet, einem seiner vier Kinder, war dieser seit seiner Kindheit bereits in die Materie einbezogen worden. Er trug einige Zeichnungen und Karten für die Bücher bei und arbeitete auch nach dem Tod seines Vaters, an dessen Werken weiter. Viele davon waren von J.R.R. nie fertiggestellt worden. Von seinem Sohn wurden diese später ergänzt und zu Romanen verfasst. Somit sind auch einige der unvollendeten Geschichten mittlerweile als Buch erhältlich.

 

 

14:07 Uhr

Als die Filme damals auf DVD erschienen, wurden sie umgehend in meine Sammlung aufgenommen. Zusätzlich zu den Filmen, gab es unzählige Hintergrund Dokumentationen, Berichte vom Set und auch Videoaufnahmen von den Drehorten. Es entstand nicht alles im Studio. Vor allem, da zu dieser Zeit die digitalen Effekte noch nicht so weit waren. Es gab nun also reale Drehorte, die als Kulisse dienten. Die drei Filme wurden ausschließlich in Neuseeland gedreht, fand ich heraus. Ich war also angefixt. Nach und nach wurde mein Interesse an diesem Land stärker. Ich wollte es bereisen, die Drehorte besuchen, herausfinden ob es wirklich so eine tolle Landschaft zu bieten hat. Alleine traute ich mich allerdings nicht, den weiten Weg anzutreten. 2007 war es endlich soweit. Ich war bei der Bundeswehr und konnte mir den Traum nun leisten. Mein Vater, der die Filme übrigens nicht so berauschend fand, zu dem Zeitpunkt, sollte mich begleiten. Über ein Reisebüro stellten wir uns also eine Reise zusammen. 19 Tage und 21 Nächte sollte es uns also ans andere Ende der Welt verschlagen.

 

Ein Urlaub den ich nie vergessen werde. Nach mehr als vierundzwanzig Stunden Anreise, kamen wir endlich an. Der Anflug auf den Flughafen in Christchurch, der größten Stadt der Südinsel, mit circa 385.000 Einwohnern, war gigantisch. Man sieht als erstes die Westküste und überquerte dann die majestätische Gebirgskette, die fast die ganze Südinsel zweiteilte. Die südlichen Alpen genannt.

Mit seinem höchsten Berg, dem Aoraki / Mt. Cook, ganzjährig mit Schnee bedeckten Gipfeln, Gletschern und einer Küstenlinie von Fjorden durchzogen, einer der malerischsten Orte die ich je sehen durfte. 

 

Der erste Schritt aus dem Flugzeug fühlte sich irgendwie eigenartig an. Es war ein ungewohntes Gefühl, dass ich seit Jahren nicht hatte.
Es fühlte sich an, als würde ich nach langer Abwesenheit nach Hause kommen. Und das obwohl ich doch nie zuvor hier war. Die nächsten drei Wochen, bereist in einem Mietwagen, schienen ewig so weiterzugehen. Tag ein, Tag aus, standen wir morgens auf, stiegen in den Wagen und fuhren die traumhaften Straßen entlang an Bergketten, türkisblauen Seen, Wasserfällen und niedlichen kleinen Städten. Wir unternahmen viel, ob Helikopterflüge auf den Gletscher, Bootstouren, oder andere Touristenattraktionen, wie etwa dem Jetboot fahren. 

Nach etwa der Hälfte der Zeit, gaben wir unseren Mietwagen wieder in Christchurch ab. Am nächsten Tag, ging es per Zug an der Ostküste entlang nach Picton, der Stadt die einzig und allein für seine Fähre zur Nordinsel bekannt ist. Die Fähre pendelt mehrfach täglich zwischen beiden Hauptinseln hin und her. Neuseeland besteht zwar aus zwei Hauptinseln, Nord- und Südinsel, aber es gehören noch mehr als 600 kleinere Inseln dazu. Nur falls ihr das schon immer mal Wissen wolltet. Oder die Frage bei Wer-wird-Millionär kommt und ihr bei Jauch auf dem Stuhl sitzt. Bitte, gern geschehen. Ich sende euch dann gerne meine Kontodaten.

 

Angekommen in Wellington, ging es von der Fähre ins Hotel. Wir sollten nicht allzu lange hier verweilen und reisen bereits am nächsten Tag weiter. Zu dem Zeitpunkt, ahnte ich allerdings noch nicht, das dieses einmal mein Wohnort werden sollte. Wellington ist eine sehr unscheinbare Stadt. Aufgrund seiner Lage, circa mittig des Landes, hat es sich damals als Hauptstadt behauptet. Auf den ersten Blick, gibt es hier nicht allzu viel zu sehen. Aber mit der Zeit findet man viele Orte, die es zu entdecken gibt, wie ich jetzt weiß.

 

Im Hier und Jetzt war das Wetter  wieder gut genug für einen Spaziergang. Wir entscheiden uns für eine größere Runde. 

Wir gehen entlang der zahlreichen Buchten spazieren. Gute zwei Stunden hält uns das beschäftigt. Es ist nicht zu warm und man bewegt sich. Was will man mehr? Wieder zu Hause angekommen, setze ich mich wieder an das Schreiben des Blogs.  

 


16:30 Uhr

Das Verfassen der Texte, lässt mich erneut in Erinnerungen schwelgen. Ein weiteres Highlight des ersten Trips nach Neuseeland, war natürlich der Besuch des Auenland Drehortes in Matamata auf der Nordinsel. Nach den Dreharbeiten der Trilogie wurde der Ort natürlich nicht so zurückgelassen, wie man es aus den Filmen kennt. Hauptgrund dafür war das Fehlen der Rechte, nachdem die Filme abgedreht waren. Dies hat sich nach den Dreharbeiten am Hobbit geändert und heute kann man das Set in einem anderen Setting besuchen. Ganz nah an den Filmen und traumhaft schön. Aber dazu später mehr, denn es sollten noch ein paar Jahre ins Land gehen bis es dazu kommt. 

Als wir im Dezember 2007 das Land aus Auckland wieder verlassen, weiß ich bereits, dass ich zurückkehren werde. Ich wusste nicht wann, aber es stand fest, dass dies nicht mein letzter Besuch war. 

 

 

19:58 Uhr

Zeit ein weiteres mal in die fantastische Welt einzutauchen. Wir haben aufgrund der Uhrzeit den Film gestern unterbrochen und konnten uns heute auf den zweiten Teil von "Die Gefährten" freuen. Ab nach Mittelerde....

 

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Kommentare: 2
  • #1

    DAD (Sonntag, 12 April 2020 03:21)

    Ja, 2007, lang ist´s her (schluchz).
    Das waren phantastische 4 Wochen! :-)

    Sonnige Grüsse!

  • #2

    Sabine (Sonntag, 12 April 2020 05:06)

    Herr der Ringe ist nicht meine Welt, aber es ist immer klasse wenn man etwas für sich entdecken kann und es dann auch noch umsetzt ☺️ Ich wünsche euch ein wunderschönes fröhliches Osterfest ���� <— sollte eigentlich bunt sein �