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Tag 16 - Viel Theater ums Kino

07:23 Uhr

Etwas früher als die letzten Tage, geht es heute raus. Der Zimmernachbar möchte abgeholt werden.  Das wird mir definitiv fehlen, wenn es wieder ans arbeiten geht. Die morgendliche Kuschelrunde ist doch was schönes. Vor allem wenn man dadurch länger liegen bleiben kann. Nach dem Aufstehen, gehe ich in die Küche. Der Druck auf die Kaffeemaschine und dann, gespannt wie ein kleiner Junge am Weihnachtsvorabend, der Blick aus dem Fenster. Weder Zombies, noch Wölfe oder Dinosaurier. Anscheinend würde ein weiterer Tag ohne all dies vergehen. Aber ich gebe die Hoffnung auf einen ordentlichen Weltuntergang nicht auf.

 

 

10:12 Uhr

Die dritte Woche hatte gerade erst angefangen. So langsam entsteht die Blase, wie man sie aus dem Urlaub kennt. Die ersten Tage voller Energie und Motivation, diese ebbt irgendwann ab und man ist weniger kreativ, weniger aktiv und fragt sich immer wieder was man mit all der Zeit anfangen soll. Ich möchte nicht den ganzen Tag Netflix schauen, auf der Couch liegen oder auf Facebook verschwenden. Ich möchte kreativ bleiben. Das ist nicht ganz einfach, aber man kämpft dagegen an. Ich nehme mir immer wieder kleine Photoshop Projekte vor, einfach aus Spaß, um am Ball zu bleiben und sich weiterzubilden. Neue Fähigkeiten zu erlernen. Man lernt ja nie aus. Es gibt immer noch etwas neues zu erforschen und wenn man an etwas interessiert ist, fällt es einem ja meistens auch sehr leicht. Ich nehme kleinere Gefallen in meinen Facebook Gruppen an, bearbeite von mir geschossene Bilder, die seit längerem auf der Festplatte schwirren oder denke mir selbst etwas aus. Damit beschäftige ich mich, während der kleine seine Schlafphasen hat oder auch mal um den Kopf frei zu bekommen. Ansonsten passiert nicht viel. Wir sind ja schließlich noch immer im Lockdown.

 

 

14:30 Uhr

Da Karfreitag ist, hat meine Frau für heute einen Keks Teig vorbereitet. Diese gehen gerade in den Ofen und verbreiten einen tollen Geruch in der ganzen Wohnung. Lecker. Mit einem Teller Cookies neben mir, fällt das schreiben doch gleich viel leichter. Ich sitze wieder an meinem Blog. Ein kurzer enttäuschter Blick aus dem Fenster und zurück zum Bildschirm. Das Kapitel geht mir recht leicht von der Hand. Nicht nur wegen der Kekse. Es ist ein Thema, das mich seit langem interessiert. Die Themen fliegen mir regelrecht zu. Ich bin schon immer ein Film-Fan gewesen und lasse mich gerne von diesen von der Realität ablenken. Aber man wird doch etwas anspruchsvoller und vor allem kritischer was die Filmauswahl angeht. Filme die einen früher begeistert haben, empfindet man heute als zu trashig oder fragt sich gänzlich wie man so etwas mal mögen konnte. Andere wiederum schaut man sich zum hundertsten mal an und findet sie immer noch toll. Zugegeben, da gibt es nur wenige.

 

Ich finde aber auch, dass sich die ganze Film Landschaft sehr verändert hat in den letzten zehn oder zwanzig Jahren. In meiner Jugendzeit war ich oft und gerne im Kino. Die Preise waren aber auch deutlich geringer. Man konnte sich auch mehrmals im Monat Filme auf der großen Leinwand anschauen, wenn man nicht kürzlich Lotto Millionär wurde. Mit den Anfängen des flächendeckenden 3D Kinos, änderte sich dies. Die Filme wurde teurer. Es wurden 3D Aufschläge, Aufschlag für Überlänge und horrende Preise für Popcorn und Nachos eingeführt. So ist zumindest meine Erinnerung. Natürlich muss eine neue Technik auch bezahlt werden. Aber mittlerweile ist das ja jenseits von gut und böse. Ich finde es auch immer noch fragwürdig warum alle Filme in 3D gemacht werden müssen. Ist ja mittlerweile eher ne Ausnahme einen 2D Film zu finden. Ich schaue mir Filme gerne in 3D an. Wenn sie gut gemacht sind, ist das ein tolles Erlebnis. Aber ich muss nicht jeden Film mit dieser neuen Technik sehen. Manche machen einfach keinen Sinn. Neue Technik gerne, wenn sie dem Film eine Aufwertung oder Qualitätsschub bringen. Eine realitätsnähere Erfahrung. Aber das schaffen nun mal die wenigsten. In Neuseeland hat sich das 3D Kino übrigens nicht durchgesetzt. Hier gibt es im ganzen Land circa zwei Stück. Wir vermissen es trotzdem nicht. Dafür sind die Preise human und man kann gut und gerne auch mal öfter ins Kino gehen. Dazu haben viele Kinos ihren ganz eigenen Charme. Einige sind aus alten Theatern entstanden und haben eine riesige Balustrade um die Leinwand, die Ränge oder kunstvolle Schnitzereien. Andere Säle sind mit alten Couches und Sesseln bestuhlt und sind irre gemütlich. Und eines hat sogar einen Lieferservice an den Platz. Dort bestellt man vor dem Film Getränke, Snacks und sogar Speisen, wie Pizza oder Pommes werden dann geliefert. Der Hammer.  

 

 

20:30 Uhr

Über den Tag hinweg haben wir diskutiert welchen Film wir heute schauen wollen. Zu einem Ergebnis sind wir nicht wirklich gekommen. Nach dem Telefonat komme ich aus dem Schlafzimmer und meine Frau schaut mich grinsend an. 

"Ich habe einen Film ausgesucht." sagt sie lächelnd. Ich ahne schlimmes. Sie startet den Film und ich vernehme die leicht geflüsterte Stimme, die damals mein Leben veränderte:

I amar prestar aen,

han mathon ne nen,

han mathon ne chae

a han noston ned 'wilith.

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Kommentare: 2
  • #1

    Miri (Samstag, 11 April 2020 07:19)

    Wir haben in Preetz auch so nen geiles Sessel und Essen an den Platz per Klingel liefer Kino. Herrlich so was. Man fühlt sich dabei wie um ein Jahrhundert in der Zeit zurück versetzt.

  • #2

    Sabine (Sonntag, 12 April 2020 04:03)

    Ein ruhiger Tag ist auch mal schön �