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Tag 3 - Apokalypse Online

8:28 Uhr

Ich werde wach. Der Geruch von Pfannkuchen weht mir um die Nase. So hatte ich mir den Untergang der Welt nicht vorgestellt.

Falls die Erdplatten schmelzen, glühend heißes Magma aus dem Boden schießt und es riesige Feuersbrünste auf die Welt herab regnet, gefolgt von meterhohen Aschewolken, sind mit Sicherheit allerhand Gerüche in der Luft. Aber mir kamen da eher Gedanken wie an ein großes Lagerfeuer, wie man es zu Ostern kennt zum Beispiel. Brennende Sträucher, Bäume und andere hölzerne Materialien.  Eventuell noch der Geruch von brennenden Hexen, wie früher. Obwohl ich mich daran kaum noch erinnern kann, ist ja nun doch schon ein paar Tage her. Bücherverbrennungen waren ja auch mal so ein Trend, der sich aber auch nicht durchsetzen konnte. Gott sei Dank. 

Aber Pfannkuchen? Naja, hätte schlimmer sein können. Zu meinem Erstaunen hat sich gar nicht so viel verändert. Die Küche, mitsamt den Schränken, dem Herd, die Decke und auch der Fußboden sind immer noch an Ort und Stelle. Wäre vermutlich auch früher aufgefallen, da sich das Schlafzimmer nicht allzu weit davon befand. 

Nun gut, diese Variante gefiel mir tatsächlich auch besser. Ich hab mich mittlerweile ganz gut an mein Leben gewöhnt und wäre doch ziemlich enttäuscht, wenn nach all dem was wir in den letzten Monaten und Jahren so alles erlebt und durchgemacht haben, alles plötzlich zu Ende wäre. Auch wenn wir gerade als deutsche ja immer gerne die Negativen Sachen sehr gut hervorheben können, denke ich doch meistens eher positiv über die Geschehnisse. Genieße die kleinen Dinge. Auch ein sehr guter Tipp, den man sich bei Zombieland abschauen kann. 

 

Nach dem allmorgendlichen Besuch im Badezimmer, ging es nun also in die Küche. Meine Frau und der Nachwuchs befanden sich im integrierten Wohnzimmer. Der kleine Mann, spielte wie üblich zu dieser Zeit auf seiner Decke. Wobei das spielen sich eher auf das anlecken sämtlicher in Reichweite befindlichen Gegenstände beschränkt. Er ist glücklich. Er lacht sehr viel und grinst mich an, als ich verschlafen in die Nähe tappe. Der Druck auf die jetzt lebenswichtige Kaffeemaschine, lässt die Maschine vorheizen. Ich befülle den Siebträger der Espressomaschine mit den fertig gemahlenen Bohnen und raste diesen in die Verriegelung ein. Das drehen des Schalters, lässt das heiße Wasser in die Tasse fließen. Tropfen für Tropfen pures Lebenselixier. 
Nebenbei gieße ich den Pfannkuchenteig in die Pfanne und brate nach und nach den ganzen restlichen Teig ab. 

Bewaffnet mit der Kaffeetasse und dem Teller voller Pfannkuchen setze ich mich an den Tisch. Mit großen Augen strahlt mich mein Junior an. Er weiß nichts von der Quarantäne. Er merkt lediglich das ich in den letzten Tagen ziemlich viel zu Hause bin. Das genießt er. 
Für mich ist das jetzt sozusagen meine Elternzeit. Es klingt etwas bizarr, aber ich genieße diese Zeit. 

Vielleicht hat die Welt genau das gebraucht? Eine kleine Auszeit. Mal ohne den ganzen Alltagsstress auskommen. 

 

09:56 Uhr 

Das Wochenende ist da. obwohl es keinen Unterschied macht. Wir sind nach wie vor an das Haus gebunden und sollten, wenn nicht unbedingt notwendig, nicht das eigene Grundstück verlassen. Ich würde aber auch nicht mal einen Gedanken daran verschenken. Es regnet in Strömen. Das merkt man auch sofort an den Temperaturen. Es ist kalt im Haus. Deutlich kälter als in den letzten Wochen und Monaten auf jeden Fall. Heute sind also Indoor-Projekte an der Reihe. Ich setze mich hin und schreibe an dem Tagebuch weiter. 

Was mir gar nicht so richtig gefällt, ist das hochladen auf Facebook. Nicht wegen dem Datenschutz oder so. Darum mache ich mir wenig Gedanken. Viel weniger als gut ist, nehme ich an. Mir gefällt einfach nicht, das nicht alle meine Freunde oder Familienangehörigen Facebook nutzen und somit keinen Zugriff hätten. Außerdem hat Facebook ja auch irgendwann mal den Algorithmus geändert, sodass man immer wieder dieselben Personen auf seiner Timeline findet. Und von anderen seit Jahren nicht gesehen hat. Das könnte doch einigen die neuesten Updates verheimlichen oder ganz verschweigen. 

 

Die Idee vom eigenen Blog kam auf. Also fange ich an zu recherchieren. Da ich nicht all Zuviel Zeit damit verbringen will, eine vernünftige Homepage zu gestalten, entscheide ich mich für eine dieser Baustein-Homepage-Tools. Inklusive Domain und alles was ich bräuchte.

Design ist gewählt,  einige Anpassungen, Farbe und Schriftart sind umgestellt. Fehlt nur noch ein Logo. Woher also ein Logo nehmen? Nur ein Schriftzug war mir zu langweilig. Die Vorlage für die Homepage war ein Barber, der im Rockabilly Style aufgestellt war. Meine Zeichen Fähigkeiten hielten sich zudem in Grenzen. Ich bin meistens mit dem "Haus-vom-Nikolaus" bereits am oberen Ende meiner Skala. Mein Ausmalbuch für Erwachsene: "Color me drunk", also ein Ausmalbuch für angehende Alkoholiker, mit Bierflaschen-Etiketten zum selbst gestalten, diversen Ausmalbildern und recht einfach gehaltenen Rätseln, hatte ich noch nicht begonnen. Es steht seit seinem Erwerb in einem örtlichen Buch-shop im Bücherregal. Neben vielen anderen ungelesenen Büchern, die noch auf der To-Do Liste stehen. Ach was solls. Ich zeichne ein Selbstporträt mit meinem digitalen Pen in Photoshop. Es ist nicht wirklich gut. Aber authentisch. Noch ein Schriftzug drüber, fertig. Den Namen habe ich übrigens von einem guten Freund bekommen. In einem anderen Kontext, aber ich fand ihn ganz passend zu diesen Zeiten. Das Resultat ist oben zu sehen.

 

 

13:05 Uhr

Hunger macht sich bemerkbar. Es war noch Kumara, besser bekannt als Süßkartoffel, vom gestrigen Tage über. Schnell ein Rezept rausgesucht, man will ja, besonders jetzt, nichts verschwenden. Eine leicht indisch angehauchte Speise mit Süßkartoffel, Paprika und Quinoa. Klingt ja scheußlich gesund, denke ich. Außerdem fehlen dazu einige Zutaten. Einkaufen will ich vermeiden, somit wird improvisiert. Da ich eh nicht so gut mit Rezepten bin und eher freestyle koche, tausche ich einige Zutaten aus, nehme bestehende Mengen und bringe alles zu einem Gericht zusammen. Das Ergebnis ist überraschend gut und hält definitiv für zwei Tage. Als Bonus, da ich eine ganze Menge Reis gekocht habe, haben wir auch davon noch genug über für einen schönen Milchreis am nächsten Tag. 

 

 

15:42 Uhr

Es geht zurück an den Blog und der nächste Artikel will auch noch verfasst werden. Der Rest des Tages wird mit dem Nachwuchs verbracht, anschließend geht es in das Abend-Programm.  

 

 

 

 

 

 

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Sabine (Montag, 30 März 2020 03:31)

    Wie Recht du hast, viele Menschen sehen nur das negative, aber davon wird auch nichts besser �‍♂️ Wir freuen uns auch über die Zeit die wir jetzt gemeinsam verbringen können. Natürlich fehlen uns unsere Freunde, aber da es im Moment nicht zu ändern ist suche ich mir immer ein oder zwei von ihnen aus und rufe sie wenigstens an. Wir sind ja Gott sei Dank nicht alleine „eingesperrt“ aber so manche Freunde schon und das finde ich schon schlimm � doch wir wollen positiv bleiben und freuen uns schon auf die Zeit nach der Quarantäne � passt gut auf euch auf und bleibt vor allem gesund ��� liebe Grüße an die Familie ��

  • #2

    Miri (Montag, 30 März 2020 07:57)

    Dein Logo ist absolut grandios! Und der Name Programm �