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Tag 8 - Corona hat Angst vor Chuck Norris

08:32 Uhr 

Nach dem Frühstück ging es wieder munter ans schreiben. Die Welt draußen war anscheinend immer noch anwesend, also wollte ich nach wie vor an meinem Blog festhalten. Allerdings hatte man sich, wenn man ehrlich ist, die Apokalypse irgendwie anders vorgestellt, oder? Ich hatte da eher etwas anderes im Sinn. Natürlich zerfällt die Welt nicht von heute auf morgen in ihre Einzelteile und Gebäude verwahrlosen auch nicht innerhalb von einem Tag. Menschenleere, zerstörte Städte, überwuchert von Gräsern und Bäumen. Kletterpflanzen die sich um Häuser ranken und unter Sanddünen verschüttete Flughäfen brauchen halt doch etwas Zeit. Die Natur holt sich alles zurück, sagt man ja gerne mal. Das stimmt. Aber es dauert halt ein paar Jahre, wenn nicht Jahrzehnte. Von der romantischen Vorstellung, man würde in einem 1970er Chevrolet Chevelle, tagelang durch scheinbar endlose Wüstenlandschaften fahren und Ruinenstädte nach Konserven, Treibstoff und "Wunderbar" Erdnussbutter Riegeln absuchen, musste ich mich wohl verabschieden. Stets auf der Suche nach Überlebenden, mehr Kraftstoff und Nahrung, immer in Bewegung bleibend, um nicht den Plünderern zum Opfer zu fallen. Ich gebe zu, ich stelle mir das deutlich cooler vor als es eigentlich wäre. Aber so waren die Vorstellungen in den Achtziger Jahren nun mal. Damals galten Hubraum und PS starke Muscle Cars noch als Statussymbol. Der starke Einzelkämpfer, mit der traurigen Hintergrundgeschichte, die ihn zu dem werden ließ, der er später war. Mad Max, der seine Familie verlor. John Rambo, der für den Vietnam Krieg ausgebildet wurde, dort zu einer Maschine gedrillt und dann, nach seiner Heimkehr, von der Welt nicht mehr akzeptiert wurde. John McClane, von seiner Frau und den Kindern getrennt lebend, alleine gegen die Terroristen, die einen ganzen Wolkenkratzer als Geiseln nahmen. Nicht zu vergessen die zahlreichen Arnold Schwarzenegger, Jean-Claude Van Damme, Chuck Norris oder wie sie auch alle hießen. Die jüngere Generation geht jetzt bitte auf Google und besorgt sich Informationen zu oben genannten Personen. Alles waren Einzelkämpfer. Eine heutzutage nahezu ausgestorbene Gattung Superhelden. Sie alle sind der Zeit zum Opfer gefallen.

 

Die Helden von heute kämpfen nicht mehr alleine. Sie müssen zusammenarbeiten um zu gewinnen. Das Team wird zelebriert. Und die hautengen Vollkörperkondome. Filme, wie die aus den Achtzigern gibt es fast keine mehr. Oder zumindest nicht mehr erfolgreich. Der Zuschauer ist anspruchsvoller geworden. Ein Film der heute Erfolg haben will, braucht Teamwork, eine starke Frauenrolle, mindestens zwei Ethnien, die jahrelang außer Acht gelassen wurden, vorbildliche Charaktere, die nicht trinken, rauchen oder fluchen und natürlich immer an die Umwelt denken. Natürlich gibt es auch heute gute Filme. Aber sie sind anders. Filme und Helden aus den Achtzigern würden heute nicht mal mehr im Kino anlaufen. Eventuell auf Streaming Diensten. Der Film Shaft zum Beispiel. Das Original aus dem Jahre 1972 mit Richard Roundtree in der Hauptrolle. Fast 30 Jahre später als Neuverfilmung mit Samuel L. Jackson. Im Übrigen mit dem original Darsteller wieder mit an Bord, ebenso ein recht erfolgreicher Film. Aber er wurde nicht kopiert. Es gab eine neue Handlung, die aber Referenzen zum Original enthielt. Ein gutes Beispiel, wie man etwas weiterführen kann. Habt ihr mitbekommen das es 2019 einen neuen Shaft Teil gab? Ich nicht. An amerikanischen Kinokassen gefloppt, kam dieser anschließend direkt auf Netflix und hierzulande nicht in die Kinos. Aufgrund einer fehlenden Werbekampagne, ging es unter. Ich habe ihn dann irgendwann per Zufall auf Netflix gefunden und angesehen. Auch diesen fand ich sehr gut gemacht. Wiederum wurde eine neue Generation eingeführt, mit Erfolg. Aber eben nur auf der Streaming Plattform. Aber auch andersherum gilt das. Stellt euch einfach mal vor, ein Film wie Twilight, mit glitzernden Vampiren vor zwanzig Jahren? Eine Vampir-Liebesgeschichte in Zeiten wie etwa Blade, Shaft oder 

Pulp Fiction. Wie erfolgreich wäre er wohl gewesen? Naja, ich schweife wie immer ab. Zum Thema Neuverfilmungen komme ich mit Sicherheit noch mal zurück. Aber genug von dem alte Leute Gefasel. Sonst fühl ich mich noch älter. 

 

 

14:21 Uhr  

Den Vormittag habe ich ziemlich erfolgreich, wie ich finde, mit schreiben verbracht. Da ist also wieder eine ganze Menge gequirlte Scheiße aus meinem Kopf gelaufen, hat sich in Tinte verwandelt und ist, in einer dem deutschen recht ähnlichen Sprache,
aufs digitale Papier gelangt. Chapeau, wie der Franzose sagt, ich aber stets mit: "Nein danke, für mich bitte ein Bier." entgegne. 

 

Seit längerem steht auf meiner Liste noch, dass ich das Büro fertig einrichten wollte. Es war zwar bereits vieles an seinem Ort, aber weder der Drucker, den wir günstig in einem OP Shop, also second Hand, erstanden haben, noch die diversen Ladegeräte für meine Kameras inklusive Zubehör waren an Strom angeschlossen. Das lag aber zumeist an der Tatsache, das sich diese noch mit dem deutschen Stromstecker betrieben ließen, aber die wenigsten neuseeländischen Wohnungen oder Häuser mit solchen Wandsteckdosen ausgestattet waren. Unfassbar, in Zeiten der Gleichberechtigung, Kompromissen und universellen Einsetzbarkeit von so gut wie allem. Der Kühlschrank, der meine Einkäufe erledigt, das Autoradio was mir E Mails und Nachrichten vorliest, passende Parklücken sucht und selbstständig einparkt oder auch das Smart Home, welches mir vorschlägt wann und wie ich meine Wohnung heizen soll, sind schon lange keine Neuheit mehr. Wie dem auch sei, ich ersetzte den Euro Stecker der Steckdosenleiste kurzerhand gegen einen neuseeländischen Stecker und schon war das Problem Geschichte. Nun konnten sämtliche Kabel an das Regal angebracht werden und meine Büro/Multi-Ladestation war wieder voll einsatzfähig. Somit konnten einige Kartons entfernt werden und das Chaos wurde erneut etwas zurück gedrängt.  

 

 

19:53 Uhr

Das Sandmännchen hatte seine Schicht für heute beendet. Der Sand wurde ausgeliefert und hatte seinen Dienst getan. Der Jüngling döste bereits und wurde seinem Bett übergeben. Nun gehörte der Rest des Abends uns. Freiheit!! 

Mein zweites Kapitel für den heutigen Tage wollte aber erst beendet werden, bevor man sich an etwas neues wagen konnte. 

 

 

21:04 Uhr 

Jetzt aber. Der Blogeintrag ist online und wartet auf die Leserschaft. Telefone auf lautlos, Laptop beiseite und die Netflix Library durchforsten. Die neue Serie "Letter for the King" zog unser Interesse auf sich. Bisher eher unbekannt für uns, sah der Trailer recht vielversprechend aus. 

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Kommentare: 2
  • #1

    Miri (Freitag, 03 April 2020 11:31)

    Einer deiner besten Texte, super zu lesen�. Ich persönlich mag die gequirlte Scheiße die dir aus deinem Kopf läuft mit am liebsten. Weiter so ��

  • #2

    Sabine (Freitag, 03 April 2020 16:36)

    Hihi....gequirlte Scheiße die mir aus dem Kopf läuft.....kommt mir bekannt vor � aber von den Filmen die du genannt hast kenne ich kaum einen, wahrscheinlich weil ich nicht so auf Action stehe �‍♂️ Liebe Grüße aus dem kühlem Deutschland....aber soll ja besser werden und dann können wir unseren „Urlaub“ richtig genießen �