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Tag 11 - Patch Adams heilt die Welt

07:07 Uhr

Wieso werde ich schon so früh wach? Seit wann gibt es ein sieben Uhr morgens überhaupt? Diese Fragen schießen mir durch den Kopf.
Ich bin mir ziemlich sicher die Kommunisten hätten sich nun tatsächlich mit den Kapitalisten verbündet und wandten sich gegen uns.

Der anschließende Gang in die Küche hingegen deutete eine weitaus unrealistischere Lösung an. Die Mikrowelle zeigt 08:26 Uhr an. 
Ich lag also eine weitere Stunde wach in meinem Bett? Der Blick auf das Telefon, das mit Sicherheit auch von Kommunisten manipuliert wurde, enthüllte wieder eine sieben an erster Stelle. Es dauerte einen Moment (vermutlich exakt 60 Minuten), aber dann machte es Klick. 

Zeitumstellung. Die Sommerzeit endete. Diesmal ohne Mitwirkung von Marty McFly und Doc Brown.

Ab jetzt beträgt der Zeitunterschied zwischen Deutschland und Neuseeland erstmal wieder zehn Stunden. 

 

 

08:48 Uhr 

Der strahlend blaue, wolkenlose Himmel deutete einen weiteren Tag mit viel Sonnenschein an. Elf Tage waren also nicht genug für die komplette Verwahrlosung des von Menschenhand erschaffenen. Langsam werde ich ungeduldig. Die Nachrichten ließen auch nichts verkünden, wann die ersten V8 Boliden ausgeliefert wurden, damit es wenigstens ein wenig Stimmungsvoll wird. Ich denke, man könne auch im Garten auf den Weltuntergang warten und baue mein "Büro" auf. Der Kaffee steht neben dem Laptop. Das angefangene Buch ist geöffnet und wartet auf einen weiteren Eintrag. Ich male mir aus, wie ich irgendwann eine gedruckte Version in meiner Hand halte. Vermutlich die einzige Kopie auf dem Markt. Somit jetzt schon ein Sammlerstück, da es nur in Kleinstauflage erschien. Wenn die Welt, wie wir sie kennen, nun wirklich dem Ende entgegen sieht, Archäologen in hunderten Jahren nach Artefakten aus der "alten" Zeit suchen, was würden sie finden? Was würden sie daraus schließen?

 

Die Geschichte der Menschheit, beruht doch überwiegend auf Berichten, Überlieferungen und alten Schriftstücken. Was wäre, wenn man statt einer Bibel, nun einen Fantasyroman fände. Die neue Welt würde mit dem Hintergrund von Zwergen, Elben und allerhand mystischer Kreaturen begründet. Irgendwie ein witziger Gedanke. Früher wurden Bücher gelesen von Abenteuern in fremden Ländern und dem erforschen anderer Kulturen und Zivilisationen. Heutzutage gehen die Geschichten mehr in Richtung Fantasy. Unser Planet, hat nicht mehr die Anziehungskraft von früher, als man noch nicht den Großteil der Erde entdeckt hatte. Es gab noch weite Teile unbekannten Terrains. Die Oberfläche ist weitestgehend erforscht. Nicht so hingegen der Meeresgrund. Dort gibt es nach wie vor genug Spielraum für Spekulationen. Denken wir an Mythen, wie Nessie, Riesenkraken oder auch Atlantis. Und auch Cthulhu wäre viel berühmter, oder eher berüchtigter, wenn man wüsste, wie man seinen Namen richtig ausspricht. So hat jeder seine Bürde zu tragen. Diese Geschichten, ob real oder nicht,  halten sich bis heute. Ich bin gespannt was die Zukunft so bringt.  

 

 

15:21 Uhr

Eine Sache, die ich jetzt schon als sehr positiv empfinde ist, dass einige Menschen merken, dass man auf vieles verzichten kann. Der Flugverkehr ist bis auf ein Minimum reduziert, keine riesigen schwimmenden Städte, Kreuzfahrtschiffe genannt, oder andere Unnötige Sachen. Nein, ich möchte nicht zurück ins Mittelalter. Das wird viel zu oft sehr romantisiert, in Film und Fernsehen. Aber muss ich jedes Jahr nach Mallorca in den Urlaub fliegen, weil es mich nur neunundzwanzig Euro kostet? Ein Inlandsflug kostet mich locker das dreifache, obwohl die Strecke kürzer ist. Woran liegt das? Steuern. Man muss das eigene Land wieder mehr fördern, meiner Meinung nach. Urlaub im eigenen Land, Restaurant besuche und auch örtliche Sehenswürdigkeiten, anstatt monatelang zu sparen um dann für eine Woche
All-inclusive wegzufliegen. Das habe ich sowieso nie verstanden. Wieso fliege ich in ein anderes Land, um dann 24 Stunden in meinem Hotelkomplex zu bleiben und nichts von dem Land zu sehen? Das ist nichts für mich. Wenn ich ein anderes Land bereise, dann möchte ich auch was sehen. Die Kultur kennenlernen. Es gibt für mich sehr viele interessante Orte und Länder, die ich gerne bereisen möchte. Vor allem jetzt, da ich mich in Neuseeland befinde, führt kein Weg am Flugzeug vorbei. Selbst Australien, das am nächsten gelegene Land, ist drei Stunden Flugzeit entfernt. Da hat man es in Europa deutlich einfacher. Ab ins Auto und über die Grenze in ein anderes Land, ist hier nicht möglich. Und die "schönen" Ecken sind näher als man denkt. Man muss nicht nach Südamerika oder ans andere Ende der Welt fliegen. Tschechien, die Niederlande oder auch die Alpenländer sind doch auch wunderschön. Denkt mal drüber nach. 

 

 

19:00 Uhr 

Meine Frau bringt gerade den Nachwuchs ins Bett. Ich zappe durch das Fernsehprogramm, da die Nachrichten nun vorbei sind.

Patch Adams läuft heute Abend. Ein Film, bei dem ich nicht sicher, ihn je gesehen zu haben. Ich entschied mich diesen zu schauen. Von Kritikern gelobt, mit Robin Williams und auf einer wahren Begebenheit beruhend, was sollte da schief gehen. Zehn Minuten später stößt meine Frau dazu. Nach ein paar Minuten hingegen, kommen wieder Laute aus dem Kinderzimmer. Der kleine Mann ist wieder munter und möchte noch ein paar Momente kuscheln, bevor er ins Traumreich zurück möchte. Schade, der Film war bisher recht vielversprechend. Aber wir können ja nochmal von vorne anfangen. Die ersten vier Programme in Neuseeland gibt es in doppelter Ausführung. Einmal mit einer Stunde zeitversetzt. Somit kann man die Nachrichten etwa um 18 Uhr oder, auf dem +1 Kanal, um 19 Uhr schauen. Das ist recht praktisch, da man so wählen kann, welche Zeit einem besser passt. Genauso ist es demnach mit den abendlichen Filmen. 19 Uhr hatte nur so halb geklappt, also schalte ich den Fernseher aus und starte um 20 Uhr den Film von vorne. Ganz ohne Recorder.

Der Film ist grandios. Ein tiefgründiger und dennoch lustiger Robin Williams und eine gute, berührende Story. Absolute Empfehlung. 

Ein bitterer Beigeschmack kommt lediglich auf, wenn man sich daran erinnert, das dieser großartige und einzigartige Schauspieler bereits 2014 von uns ging. Er litt seit langem bereits an Depressionen und nahm sich am Ende selbst das Leben.

 

Ironischerweise spielte Williams in diesem Film einen unter Depressionen leidenden Mann, der sich mit Selbstmordgedanken selbst in eine Psychiatrie einweist. In dieser entschied er sich, Arzt werden zu wollen, um anderen zu helfen. Er beginnt sein Studium an einer Universität, in der er fortan wohnt. Sein Mitbewohner wird vom Schauspieler Philip Seymour Hoffman gemimt. Ebenfalls ein begnadeter Schauspieler, der im selben Jahre 2014 von uns ging. Eine Mischung aus verschreibungspflichtigen Medikamenten und Heroin. Ob es Absicht oder ein Unfall war, wurde nie bekannt. 

 

Ich kann diesen Film trotzdem jedem ans Herz legen. Und gerade jetzt, wo jeder Zeit hat. Der Film hat bis heute nichts an Aktualität verloren und das obwohl dieser Film über 20 Jahre alt ist. Dringende Empfehlung.  

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Kommentare: 2
  • #1

    Miri (Montag, 06 April 2020 09:20)

    Ich finde dass mit den fehlenden Flugzeugen ja auch hammer geil. Sehe so 1 bis 2 mal die Woche eins und ansonsten ist der Himmel so frei wie ich es glaube ich nie zu vor gesehen habe. Hat schon was ��

  • #2

    Sabine (Montag, 06 April 2020 10:36)

    Ja, die Natur kann einmal durchatmen, aber der Mensch wird nicht wach werden �‍♂️ Wir sind auch keine Menschen die All inclusive buchen, finden wir schrecklich und Kreuzfahrten sind ein no go für uns....Deutschland ist wunderschön und unser Urlaub wird erst mit dem Motorrad schön, man sieht viel mehr als andere Menschen. Aber ab und zu mal auf einer Nordseeinsel zu relaxen ist auch schön � liebe Grüße und bleibt gesund ���