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Tag 12 - Miniatur Werwölfe

08:24 Uhr

Der Tag beginnt. Nach einem kleinen Frühstück, dieselbe Frage wie jeden morgen. Was machen wir heute? Das Wetter ist, wie auch schon die letzten Tage, sehr gut. Blauer Himmel, kaum Wolken. Wir haben Herbst, doch davon merkt man noch nicht viel. Wir sind regelmäßig im Garten und auch die Nächte sind nicht übermäßig kalt. Unser kleiner hat es sich schon wieder auf der Decke schön gemacht und spielt mit seinem Korb. Die Entscheidung fällt recht schnell. Solange das Wetter noch so schön ist, wollen wir nicht viel Zeit drinnen verbringen. Die Tage kommen noch früh genug. Also setze ich mich wieder auf die Veranda zum schreiben. Die Sonne ist immer noch kraftvoll, denke ich. Aber das ist sie hier fast immer. Man bekommt hier ziemlich schnell einen Sonnenbrand, wenn man nicht aufpasst. Auch im Winter.

 

Meine Frau hingegen, nimmt sich ein neues Projekt vor. Sie bemalt die zahlreichen Tonscherben, die sie mit der Zeit im hinteren Teil des Gartens ausgegraben bzw. gefunden hatte, mit Acrylfarben. Die größte dieser Scherben, ziert nun den Hauseingang, mit einer Malerei eines
Hobbit-Hauses in das unser Name eingebettet wurde.
Weitere Bruchstücke dienen fortan als Beschriftungstafeln für das Kräuterbeet. Vermutlich waren dies früher einmal Blumentöpfe, war meine Vermutung. Es ist doch denkbar unrealistisch, dass diese Tonscherben von einer antiken Maya Kultur stammen könnten, die dann wiederum von Wikingern in diese Gefilde gebracht wurden.

Denn wie wir alle Wissen, sind sämtliche von Mayas hergestellten Relikte 2012, mit dem Enden des Maya Kalenders zerstört worden. 

 

 

14:01 Uhr 

Heute soll aber noch etwas produktives passieren. Irgendetwas von der Liste zu streichen, wäre doch gut. Ich schaue auf die angefangene Mauer. Ich hatte diese vor einigen Tagen begonnen, aber nie fertig gestellt. Der Virus ist ja immer noch nicht gestoppt worden und wer weiß wie lange das noch so weiter geht. Vielleicht ist es in ein paar Wochen schon zu spät. Die Chance vertan. Dann wären wir schutzlos dem ausgesetzt, was auch immer dann kommt. Es ist ja noch kein Ende in Sicht. Nehmen wir mal an, es wird ein Heilmittel entwickelt. Es wird ja keine Langzeit Studien geben. Man wird also nicht Wissen, was dieses an Schäden anrichtet. Allzu oft haben wir doch gesehen, was falsch verabreichte, ungetestete Medikamente auslösen können. Studien, die ich selbst durchgeführt habe, haben erwiesen, dass achtzig Prozent aller Superschurken aus Labor Unfällen entstanden sind. Nicht unbedingt in der bösen Absicht entstanden, murksen diese in den meisten Fällen allerdings erst das Laborpersonal und dann noch diverse andere Personen ab. Gut gelaunt, spazieren die wenigsten aus dieser Situation heraus. Denn sonst wäre ja auch kein Held von Nöten, der das alles wieder gerade rücken muss. 

 

Also mache ich mich ans Werk. Meine Frau hatte die letzten Steine aus der ehemaligen Beet Umrandung entfernt, die ich nun für die Mauer verwenden konnte. Stein um Stein wächst die Verteidigungsanlage in die Höhe. Ein mächtiges Bollwerk um die riesigen Horden (warum eigentlich nicht in Rudeln?) an Zombies abzuwehren, die ich in den nächsten Wochen erwarte.  Nach der Fertigstellung schaue ich mir mein Tagwerk an. Natürlich mit einem Kaffee in der Hand. Stolz, auf diese Festung im eigenen Garten, denke ich über die weitere Vorgehensweise nach. Wie kann ich mich für jedwede Situation wappnen. Was nun, wenn es doch keine dummen Zombie Rudel werden?

Vielleicht bekommen wir es ja mit etwas ganz anderem zu tun. Meine Gedanken schweifen in alle erdenklichen Richtungen. In Venedig ist, wegen dem Stillstand in Italien, wieder glasklares Wasser. Einige Häfen berichten von Delfinen, die wieder zurückkehren. Die Natur kommt zurück. Was nun also, wenn sich die Natur zurück meldet? Sollte ich eher auf wiederkehrende Tiere vorbereitet sein? Oder gar eine Mischung? Werwölfe? Darum muss ich mir keine Gedanken machen, hier gibt es, bis auf in den Zoos, keine Wölfe. Ich denke, wenn ich meine Mauer mit Kanonen besetze, Gefäße mit siedend heißem Pech, Musketen mit Silberkugeln und Knoblauch, der ohnehin dahinter angepflanzt wird, sollten wir gut dagegen gerüstet sein.

 

Naja, solange die Angreifer nicht größer als zwanzig Zentimeter sind zumindest.

Denn höher als vierzig Zentimeter ist die Hochbeet Umrandung...ich meine natürlich Festungsmauer nämlich nicht. 

 

 

18:07 Uhr 

Wir begeben uns nach drinnen. Langsam kühlt es draußen ab und wir wollen ja die Wärme des Tages so lange wie möglich drinnen behalten. Ich denke, der kleine ist nun alt genug um was fürs Leben zu lernen. Nicht umsonst, erhielt er bereits vor einigen Wochen ein Geschenk aus Übersee. Das erste eigene Auto. Ein knallroter Ford F-150. Eine Bestie von einem Auto. Normalerweise angetrieben durch einen mächtigen V8, ist dieser jedoch eher eine Einsteiger Variante. Jeder fängt schließlich mal klein an. Der in der Karosserie eines F-150 getarnte Walker, ist nämlich nur mit Feuerstein-Antrieb fortzubewegen. Der Schuhsohlen Express ist also notwendig um von A nach B zu kommen. Das ist natürlich in dem Alter auch noch nicht leicht, da man ja erstens die Füße auf den Boden bekommen musste und zweitens, diese auch noch selbst koordinieren musste, damit man sich vor- oder rückwärts bewegte. Heute sollte also der Tag kommen, wo er sich zum ersten mal eigenständig durch das Wohnzimmer bugsiert. Ein großartiger Tagesabschluss. Der kleine, vor Freude quietschend, tapste nun also Stück für Stück, Zentimeter für Zentimeter, näher an die Mama heran und freute sich über den Fortschritt. Der Papa, Stolz wie Oskar, richtet umgehend das Smartphone auf den angehenden Rennfahrer und filmte fleißig mit. Was für ein toller Moment.   

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Kommentare: 2
  • #1

    Sabine (Dienstag, 07 April 2020 01:37)

    Moin Sven, es gibt nichts schöneres wie beim Nachwuchs Fortschritte zu beobachten, daran sieht man auch wie schnell die Zeit vergeht....warte erst mal ab wenn er im Kindergarten ist, du drehst dich einmal um und Zack ist er in der Schule �� was mich noch interessiert ist die Höhe deines Hochbeetes � 40 cm ist ja nun nicht wirklich hoch ��
    Liebe Grüße und bleibt gesund ���

  • #2

    Miri (Dienstag, 07 April 2020 02:27)

    Sieh mal da Schatz, ein Rudel Zombies, wirf ihnen mal nen stück Fleisch rüber :D :D
    Kanns mir richtig gut vorstellen ^^