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Tag 25 - Wenn der Postmann zweimal kräht

08:19 Uhr

Der gestrige Tag war nicht sonderlich ereignisreich. Weswegen ich entschied, euch einen weiteren Schwung aus unserer jüngeren Vergangenheit zu erzählen. Die Projekte werden weniger. In ein paar Tagen fange ich wieder an zu arbeiten. Wir befinden uns zwar immer noch im Lockdown, aber das Home Office ist ja nicht verboten. Viele meiner Kollegen sind bereits wieder eingestiegen, was großartig ist. Denn das bedeutet, wir sind noch am Leben. Die Firma existiert noch und wir können uns glücklich schätzen. Viele andere Firmen sind in deutlich größeren Schwierigkeiten. Wir hingegen bereiten uns bereits auf den Zeitraum nach der Krise vor, damit wir gleich am Start sind, sobald die Branche sich erholt. Positiv in die Zukunft. 

 

 

11:37 Uhr

Den Vormittag verbringen wir überwiegend damit, die Wohnzimmermöbel zu verschieben und neu einzurichten. Wir kommen näher an das gewünschte Resultat. Jeden Tag ein bisschen mehr. Mir fiel ein, dass in den Staaten ja gerade ein Charity Konzert stattfindet. Per Livestream im Internet. Das ist ja derzeit sowieso der Renner. Die großen Gewinner aus dieser Krise, sind doch Streamingdienste wie Netflix und Co., Videokonferenz Anbieter, Wohnzimmerkonzerte und Workshops, sowie Online Services jeglicher Art. Mittlerweile streamt doch jeder Musiker, der etwas auf sich hält, ein Konzert aus dem eigenen Wohnzimmer oder Studio. Und wenn es dann noch ein  große Katastrophe gibt, versammeln sich ja gerne mal die Promis und rufen zum Spenden auf. Egal ob Live Aid, Live Earth, America - Concert for Heroes und wie sie alle heißen. Für den guten Zweck spielen dann diverse Bands auf ein und derselben Bühne. Oftmals sind es dieselben Künstler wieder und wieder, wie etwa Elton John, U2 oder auch Mitglieder der Beatles, Stevie Wonder und Willie Nelson. 
Unter dem Motto: One World together at home, wurde dieses Jahr ein Streaming Konzert veranlasst. Alles was Rang und Namen hat, wird also der Reihe nach, auf die Bildschirme dieser Welt gesendet. Mit einem hochkarätigen Staraufgebot. Namen wie Die Rolling Stones, Lady Gaga, Paul McCartney oder auch Alanis Morissette zieren das Lineup. Dazu kommen sämtliche Vertreter der aktuellen Charts. Circa siebzig Prozent der Namen, habe ich also noch nie in meinem Leben gehört. Das liegt aber vor allem daran, das mich die Charts nicht sonderlich interessieren. Meine musikalische Bandbreite ist vielfältig. Viel Rock und Hardrock, etwas Metal, gelegentlich Country oder auch mal etwas Blues. Meistens eher die Klassiker. Aber es gibt diverse Musikgenres, denen ich nicht das geringste abgewinnen kann. Das meine ich auch gar nicht abwertend. Bei einigen Genres zweifle ich gänzlich an einer musikalischen Herkunft. Das sind für mich einfach nur aneinander gereihte Geräusche. Und das sagt einer, der sich auch im Metal heimisch fühlt. Wobei ich zugeben muss, das man für Metal Musik etwas Einarbeitung braucht und ich verstehen kann, warum viele es als Lärm bezeichnen. Dabei handelt es sich um eine sehr komplizierte Art der Musik und diese ist, man mag es glauben oder nicht, stark mit der klassischen Musik verwandt. Aber Geschmäcker sind nunmal verschieden und das ist auch gut so. Ich will so einige Leute auch gar nicht auf meinen geliebten Konzerten vor mir haben. 

 

Aufgrund meines Berufes, sehe ich Musik, oder besser Konzerte, aber auch auf eine etwas andere Weise. Wenn man hinter den Kulissen arbeitet, sieht man die Dinge etwas anders. Kennt man die Abläufe und die Technik erstmal, ist der große Zauber weg. Und ich kenne sehr viele Kollegen, die gar nicht mehr auf Konzerte gehen. Ich hingegen liebe die Atmosphäre immer noch. Und dabei spielt es keine Rolle, ob es ein kleiner Club Gig mit 50 Gästen ist, oder aber ein Festival mit 80.000 Gästen. Über die Jahre habe ich viele Arten von Bands auf Tournee begleiten dürfen. Oftmals waren es Bands oder Künstler, die ich nie zu Hause hören würde. Dennoch war die Show etwas besonderes. Und die Künstler geben alles um den Fans eine gute Show zu bieten. Live ist eben anders. 

 

Seit Jahren konnte ich beobachten, wie die lokale Musikszene immer kleiner wurde, die großen Konzerte aber größer. Auch in meinem Freundeskreis, waren viele nicht mehr gewillt, ein paar Euro Eintritt zu zahlen, für eine unbekannte Band, aber große Namen dürfen Kosten was sie wollten. Die Kneipe um die Ecke ist gähnend leer, wenn ein Singer/Songwriter auf dem Barhocker seine Gitarre schreddert, die großen Arenen aber seit Monaten restlos ausverkauft, wenn ein Künstler sein drittes Konzert in Folge spielt. 

Schade eigentlich, dabei gibt es so gute Bands, die kaum einer kennt. Weil sie eben kein Mainstream sind, oder vielleicht keine eigenen Songs singen. Auf Stadtfesten habe ich einige geniale Bands gesehen. Zugegeben, der Verzehr von alkoholhaltigen Getränken zuvor könnte meine Auffassungsgabe etwas getrübt haben. Aber dennoch waren dies tolle Zeiten, die man hier verbrachte. 

 

Die Musikbranche ist ein schwieriges Thema. Wer den großen Durchbruch schafft, hat meistens ein gutes Management, Kontakte oder wird von einem Großen Künstler promotet. Den Aufstieg ohne dies, schaffen die wenigsten. Die Auswahl heutzutage ist einfach zu riesig. Jeder hat Zugriff auf Milliarden Interpreten und Songs im Internet. Egal ob YouTube, Spotify oder andere Streamingdienste. Man muss halt gezielt danach suchen. Und da wird es halt für die meisten schwierig. 

 

Ein schönes Beispiel dafür, wie wenig man die Augen, oder in dem Fall die Ohren, zu den Seiten aufhält gab es vor einigen Wochen. 
Der legendäre Ozzy Osbourne, kündigte eine Zusammenarbeit mit einem in den Charts sehr beliebten Künstler namens Post Malone an. Eine Person, die bis zu diesem Zeitpunkt gänzlich an mir vorbei rauschte, was ich aber auch bis heute nicht schlimm finde. Der ehemalige Black Sabbath Frontmann sang nun also einen Song mit Herrn Post (im folgenden Briefträger genannt) zusammen und die Single schlug ein wie eine Bombe. Die Fans des Chart Stürmers, liebten den Song ebenso und man konnte die guten Kommentare auf seiner Instagram Seite mitverfolgen. Lustigerweise, meinten diese allerdings, das der gute Mensch und Musikkenner Herr Briefträger, aus Ozzy eine Berühmtheit gemacht hätte, da dieser ihn ja entdeckt hätte. Hallo? Wir reden hier von einer Koryphäe des Metal. Dem Helden vieler schlaflosen Nächte. Dem Mann, der Batman zum Frühstück isst und ihn mit Rum nachspült. Dem Mann, der in seinem Blut mehr Drogen und Alkohol vernichtet hat, als die Prohibition in ganz Amerika. Dem Prinzen der Finsternis. Diese Legende, die seit 1969 auf der Bühne steht, den heutigen Heavy Metal mitbegründet hat, sollte nun also von einem 25 jährigen zur Berühmtheit verholfen worden sein. Dieser lebende Beweis das Alkohol nicht tödlich ist, könnte sein Vater sein. Sogar sein Großvater. Es ist sogar ziemlich wahrscheinlich, wenn man sich mal die Tour-Geschichten von damals so anhört, aber dafür habe ich kaum bis gar keine Beweise. Aber so ist das nun einmal, wenn man heutzutage nicht bei America's Got Talent oder zumindest Germanys next Topmodel entdeckt wurde, kennt einen die Jugend halt nicht. Eine Schande sowas. Bei dieser Gelegenheit lege ich euch noch einmal das neue Album von Ozzy Osbourne ans Herz. Ein ganz großes Stück Musikgeschichte, wie ich finde. Unter anderem befindet sich darauf ein Duett mit Sir Elton John, begleitet von Slash an der Gitarre. Allerdings wurde auch hier ein Song vom Postmann, mit seiner an Effekten überquellenden Stimme, verschandelt.

Hätte auch ein guter Song werden können.

 

 

16:31 Uhr 

Hui, da bin ich aber mal wieder ganz weit vom Thema abgekommen, was? Naja, meine Rücktaste ist kaputt und ich kann den Text nicht mehr löschen, also bleibt er wohl drin. Was haben wir noch gemacht? Zum Mittag gab es Hot-Dogs, keine Zombies im Garten, der Weltuntergang nicht eingetreten und Achja, ich habe einen Kaffee getrunken. Na gut. Es waren vielleicht auch zwei. Ist ja aber auch schon wieder Nachmittag. Da kann man sich doch nochmal in die Sonne setzen und den Tag genießen, oder? Der Arbeitsalltag ist ja nicht mehr allzu weit entfernt und das Wetter sollte doch genutzt werden. 

 

 

19:26 Uhr

Es war mal wieder Zeit für ein Video Telefonat mit Deutschland. Von meinem Bruder hatte ich sehr wenig gehört in letzter Zeit und es war schön ihn mal wieder Live zu sehen. Seine beiden Söhne kommen auch kurz ins Bild und halten ihn gut auf Trab. Sein kleinster, entschied umgehend uns zu besuchen. Mit Inlinern und seiner Jacke in der Hand, wollte er sich kurz bei seinen Eltern verabschieden und sich auf den Weg machen. Aber so einfach ist da ja leider nicht. Es ist ja schließlich Wochenende und da fährt erst kein Bus zum Flughafen, dann sind fast alle Flüge gestrichen, der Berliner Flughafen BER noch nicht fertig gestellt und der Landweg wegen des Streits um die PKW Maut noch nicht gebaut worden ist. Das muss also noch ein Weilchen dauern, bis wir uns mal treffen. 

 

Endlich war es wieder Zeit nach Mittelerde zu fliehen. Schon wieder fragt ihr euch? Nein. Immer noch. Wenn man alle drei Teile der Herr der Ringe Trilogie in der Extended Version schaut, sind das über 12 Stunden stolze Spielfilmlänge. Der dritte und letzte Teil der Verfilmung steht heute an. Der Film, der die Kritiker auf der ganzen Welt überzeugt hatte, das Fantasy auf Leinwand auch episch sein kann und bis heute mit den meisten Oscars ausgezeichnet wurde. Ein Meisterwerk das in keiner Sammlung fehlen sollte.  Ich bin jedenfalls gespannt wer diesmal gewinnt. 

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Kommentare: 2
  • #1

    Sabine (Dienstag, 21 April 2020 04:30)

    Hallo Sven, bei der Musik kann ich dir nur zustimmen, es gibt so tolle kleine Bands die niemand kennt.....aber ich habe sie bei mir auf meiner kleinen Bühne :D . Ein Problem gibt es bei Musikern mit eigenen Songs, keiner gibt sich mehr Mühe zuzuhören, was teilweise sehr schade ist und ja, Eintritt mag auch keiner zahlen, aber dafür sind sie bei der Hutspende recht großzügig und Gage gibt es bei mir eh‘ ;) liebe Grüße :*

  • #2

    Miri (Dienstag, 21 April 2020 04:44)

    Ozzys neues Album ist super. Wusste auch das er dieses Jahr ne Tour geplant hatte (wollte mir im Januar für Dezember ne Karte für 100,00€!!! kaufen aber war schon ausverkauft. Und ich Wusste nicht mal dass da der Postbote bei ist. Welch eine Verschandelung des guten alten Ozzy!